Queens Of The Stone Age – In Times New Roman

Sechs Jahre nach ihrem letzten Werk Villains sind die Alt-/Stonerrocker von Queens Of The Stone Age zurück mit ihrem Album In Times New Roman. Insbesondere nach dem in Fankreisen eher durchwachsen aufgenommenen letzten Album, da sowohl stilistisch teils etwas gefälligere Arragements gewählt, als auch der Sound von Produzent Mark Ronson kritisiert wurde, wurde die Richtung, die das neue Album einschlagen würde, mit Spannung erwartet.

Text und Bilder: Henning Bergmann
Info und Contentseite(n): Queen Of The Stone Age (HP)
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Produziert nun wieder von der Band selber und unter anderem in Zusammenarbeit mit Mark Rankin, der bereits am Meisterwerk …Like Clockwork als Engineer tätig war, lesen sich die Grundvoraussetzungen schon mal nicht zu schlecht.

Mit „Obscenery“ startet das Album mit dem typischen mittenbetonten, düsteren und knarzigen QOTSA-Sound und auch die Drums kommen direkt deutlich druckvoller daher als noch auf dem Vorgänger. Soundtechnisch sollte der Fan also schon einmal abgeholt werden können. Der Refrain kommt in bester Wall of Sound Manier daher und Josh Homme’s charakteristischer Gesang zwischen einem Hauch Pathos und Falsetto erinnern direkt an …Like Clockwork.

Mit „Paper Machete“ folgt die 3. Singleauskopplung, die vor Release des Albums bereits veröffentlicht wurde. Der Song kommt etwas straighter daher, hat aber einen Drive, der auch QOTSA-Fans, welche mit dem „neueren“ Sound der Band (beginnend etwa ab Era Vulgaris (2007)) nicht so viel anfangen können, abholen könnte. Die kurzen Stops im Thema zu Beginn bleiben als simple, aber effektive Hook direkt hängen und auch ein schön weirdes Gitarrensolo in der Mitte des Songs ist mit von der Partie.

„Negative Space“ kommt zunächst als groovie Midtempo-Nummer daher, was sich bei Homme’s Stimme eigentlich immer gut macht, der Refrain geht mehr nach vorne, und ist mit der Gesangsmelodie und den Synkopen in der Rhythmusgruppe richtig stark.

„Time & Place“ fängt meines Erachtens den Era Vulgaris Sound sehr gut ein. Passend zum Titel imitiert eine Gitarre über den kompletten Song das Ticken einer Uhr, wobei diese ein 3er-Grouping über den 4/4-Takt spielt. Auch ansonsten spart der Song nicht mit teilweise merkwürdigen Sounds, die so an das teils eher experimentelle Era Vulgaris erinnern.

Mit „Made To Parade“ folgt als nächstes ein grooviger Shuffle, der bei mir zunächst nicht direkt gezündet hat, nach zwei- bis dreimaligem Hören aber inzwischen auch bei mir angekommen ist. Der Kontrast zwischen der shuffeligen Strophe und dem für QOTSA-Verhältnisse relativ „fröhlich“ klingenden Refrain und vor allem dem Endteil ist auf jeden Fall sehr gut gelungen. Ein bisschen hat mich das Verhältnis zum Rest des Albums zu dem von „Fairweather Friends“ auf …Like Clockwork erinnert.

„Carnavoyeur“ war die 2. Singleauskopplung des Albums und ist einer der melancholischten Songs des Albums. Der Refrain besteht dabei eigentlich nur aus einem einfach, aber erneut weird klingenden Gitarrenriff und auch hier gibt es wieder ganz eindeutige …Like Clockwork-Vibes.

„What The Peephole Say“ ist der einzige Song des Albums, der stilistisch deutlich an den Vorgänger Villains erinnert – besonders an die etwas tanzbareren Boogie/Dancerocknummern, insbesondere „Head Like A Haunted House“ schlägt genau in die gleiche Kerbe. Insbesondere der „Tonight Is The Night“-Part etwa ab Mitte des Songs kommt aber wirklich unheimlich cool. Insgesamt könnte ich mir aber vorstellen, dass viele Fans auf diesen Song auf dem Album am ehesten verzichten könnten.

„Sicily“ ist eine eher atmosphärische Nummer, die eher über den „hypnotischen“ Effekt funktioniert, was aber ja insbesondere im Stonerrock ein immer gern benutztes Stilmittel ist und eigentlich auch schon seit immer ein fester Bestandteil der Diskographie von QOTSA ist. Ansonsten gerade für den Casual Listener eventuell eher ein Skip-Track.

Kurz vor Ende des Albums haben wir mit „Emotion Sickness“ dann die erste Singleauskopplung des Albums und nochmal ein weiteres Highlight des Albums. Es groovt einfach, Homme’s Gesang kann alles zeigen, warum man ihn mag (oder eben auch nicht 😀 ), und die Melodien haben alle Ohrwurmpotential – nicht zu Unrecht wurde der Song als erstes zum Veröffentlichen gewählt!

Das Album schließt mit dem 9 Minuten Track „Straight Jacket Fitting“, ein weiterer grooviger Shuffletrack mit einem fetten Refrain inklusive Taktwechseln, einem etwas weirden Mittelteil und einem ruhigen Gitarrenoutro, welches dem Albumende entgegen plätschert. Vom Vibe und auch von der Platzierung des Tracks kommt auf jeden Fall hier auch „I Appear Missing“ von …Like Clockwork in den Kopf, auf jeden Fall funktioniert der Song super als Schlusspunkt.

Fazit: In Times New Roman macht vieles besser, was an Villains noch zu kritisieren war und ist vom Style irgendwo zwischen …Like Clockwork und Era Vulgaris angesiedelt. Ganz die Genialität des Klassikers von 2013 erreicht das Album dabei nicht, ist aber dennoch ein verdammt starkes Album und für mich Stand Mitte Juni 2023 auf jeden Fall ein Topfavorit auf das Album des Jahres.

Wertung: 9/10

Anspieltipps: Emotion Sickness, Paper Machete, Negative Space

Titelliste

1 Obscenery

2 Paper Machete

3 Negative Space

4 Time & Space

5 Made To Parade

6 Carnavoyeur

7 What The Peephole Say

8 Sicily

9 Emotion Sickness

10 Straight Jacket Fitting

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