Fünf Jahre sind vergangen, seit Stoned Jesus mit „Pilgrims“ ihr letztes Studioalbum veröffentlichten. Seit 2019 hat die Band dann an neuem Material gearbeitet, wonach 2021 die Aufnahmen zum jetzt erschienenen „Father Light“ – offenbar zusammen mit dem mutmaßlich nächstem Jahr erscheinenden „Mother Dark“ – in den Spivaki Studios in der Ukraine stattfanden. Weshalb die Veröffentlichung länger auf sich warten ließ, bedarf wohl keiner Erklärung.

Gitarrist und Sänger Igor Sydorenko weist aber auch darauf hin, dass das Album aufgrund seiner Entstehung vor 3-4 Jahren mitnichten als Kriegs- oder Pandemiealbum zu betrachten ist.


Radakteuer: Henning Bergmann
Info und Contentseite(n): Stoned Jesus (Facebook)
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Auf den letzten beiden Alben „Pilgrims“ und „The Harvest“ wurde das Trio insbesondere im Vergleich zu den früheren Werken „First Communion“ und „Seven Thunders Roar“ etwas zugänglicher, mit „Father Light“ schlagen sie hingegen wieder eher einen Bogen zu früheren Tagen und klingen etwas experimenteller – gerade schon quasi radiotaugliche Songs wie „Thessalia“ oder „Here Come The Robots“ sucht man auf „Father Light“ vergeblich – aber muss das etwas Schlechtes sein? Werfen wir einen Blick darauf!

In das Album führt der Titeltrack „Father Light“, ein simpler Song nur mit Igors Akustikgitarre und Gesang. Nichts allzu spektakuläres, aber ein schöner und stimmiger Einstieg.

Direkt im Anschluss wird es mit „Season Of The Witch“ doomig – der Songtitel könnte so oder ähnlich vermutlich von jeder x-beliebigen Stoner- und Doom-Band stammen und das Introriff und die ersten paar Minuten sind auch tatsächlich einfach guter Stonerdoom. Dann aber wird klar, warum sich Stoned Jesus auch gerne als Progdoom bezeichnen: Ehe das eine Doom-Riff zu lange breitgetreten wird (zugegeben, bei einiges Doom-Tracks macht gerade das den Reiz aus, aber das ist eine andere Geschichte), geht man in einen deutlich schnelleren, proggigen 5/8-Teil über, der die Energie wieder hochtreibt, um dann über einen wieder etwas ruhigeren, für meine Ohren leicht Opeth-angehauchten 6/8 zurück zum Hauptriff vom Anfang zu kommen – über die 11:30 Spielzeit kommt so nie Langeweile auf.

Überhaupt hat das Trio in diesen langen Stücken schon immer ihre großen Stärken gehabt, wie man am langjährigen Fan-Favorite und „Magnum Opus“ „I’m The Mountain“ von „Seven Thunders Roar“ gut sehen kann oder auch z.B. bei „Black Church“ von ihrem 2015er Release „The Harvest“, welches eines meiner Libelingsstücke der Band ist.

Auf dem Album geht es weiter mit „Thoughts And Prayers“, für mich das Highlight des Albums. Ein in 6/8 gehaltenes, bluesiges Stück, mit sehr starken Riffs (auch bei diesen ist die Band generell sehr gut!) und sehr schönen Harmonien im Refrain (Mit dem Wechsel von Dur nach Moll des“selben“ Akkords kriegt man mich aber auch fast immer 😀 )

Bildquelle: Facebook

„Porcelain“ war die 1. Auskopplung, die bereits Mitte letzten Jahres veröffentlicht wurde, und auch bei diesem Track gehen wir wieder in eine andere Richtung. Im Grunde basiert das 7 Minuten lange Stück auf einem sich immer wiederholenden Riff in 5/8, welches sich über den Verlauf des Songs mehr und mehr aufbaut und größer wird – neben der Wiederholung des Riffs entwickelt sich so die Songstruktur kontinuierlich weiter, sodass auch hier der Song immer interessant bleibt.

Die zweite bereits vorher veröffentlichte Auskopplung des Album war „CON“, der wohl am ehesten „klassisch“ rockige Song des Albums, der auch wieder im 6/8 Gewand daher kommt. Amüsant ist dabei für mich immer, dass das Gitarrenriff am Anfang im Grunde das Thema von „Game Of Thrones“ ist, sei es nun beabsichtigt oder nicht. Ansonsten hat der Song, auch damals direkt nach der Veröffentlichtung, eine Weile gebraucht, um mit mir warm zu werden, er funktioniert aber auch live super und inzwischen mag ich ihn auch. Um das Proggerherz zufrieden zu stellen, wurde außerdem noch ein 5/8 Teil in der Mitte eingebaut.

Zum Abschluss des Albums wird es mit „Get What You Deserve“ noch einmal doomig und mit 9 Minuten ist der Song der zweitlängste des Albums. Zu dem fetten Anfangsriff ist es fast unmöglich, nicht mit runtergezogenen Mundwinkeln energisch mit dem Kopf zu nicken. Die Strophen kommen hingegen in einem eher träumerischen 6/8 daher. Der Mittelteil kommt schön mellow daher besticht mit einem tollen Gitarrensolo. Zum Ende hin baut sich der Song dann noch einmal über sein fettes Anfangsriff zu einem immer langsamer werdenden Ende auf – hier kommt jeder Doomer auf seine Kosten 😀


FAZIT: Father Light ist ein nicht ganz leicht verdauliches Album, dass aber sehr abwechslungsreich daher kommt und bei dem die Band ihre Stärken ganz klar ausspielt. Für Fans der Band ist das Album Pflicht, für Fans des Genres sei auf jeden Fall eine Empfehlung ausgesprochen!


Wertung: 8/10

Trackliste:

1 Father Light

2 Season Of The Witch

3 Thoughts And Prayers

4 Porcelain

5 CON

6 Get What You Deserve

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